Boot fahren auf der Müritz - Regeln, Führerscheinfrage und die schönst

Die Müritz ist das Herzstück der Mecklenburgischen Seenplatte und für viele Wassersportler das ultimative Sehnsuchtsziel in Deutschland. Wenn Sie das erste Mal am Hafen von Waren stehen und den Blick über die schier endlose Wasserfläche schweifen lassen, verstehen Sie sofort, warum dieser See auch das „Kleine Meer“ genannt wird.

Ein Boot zu mieten und die Freiheit auf den Wellen zu genießen, gehört zu den schönsten Dingen, die man hier machen kann. Doch bevor Sie die Leinen losmachen und den Motor starten, sollten Sie sich mit den Besonderheiten dieses Reviers vertraut machen. Denn die Müritz ist kein gewöhnlicher See; sie erfordert Respekt und ein gewisses Maß an Vorbereitung, damit Ihr Törn sicher verläuft. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die notwendigen Dokumente und natürlich die Routen, die Sie auf keinen Fall verpassen dürfen.

Die rechtlichen Grundlagen: Wann brauchen Sie einen Führerschein?

Die wichtigste Frage für angehende Kapitäne betrifft meist die Fahrerlaubnis. Grundsätzlich gilt in Deutschland auf Binnengewässern die Regelung, dass Sportboote mit einer Motorisierung von bis zu 15 PS (11,03 kW) führerscheinfrei geführt werden dürfen. Das eröffnet auch Einsteigern die Möglichkeit, mit kleinen Motorbooten oder Schlauchbooten die Uferzonen zu erkunden. Sobald die Motorleistung diesen Wert überschreitet, ist im Regelfall der Sportbootführerschein Binnen (SBF Binnen) unter Motor erforderlich. Doch keine Sorge: Für den Urlaub an der Müritz gibt es eine sehr attraktive Ausnahmeregelung, die das Revier besonders für Hausboot-Fans so beliebt macht.

Die Charterbescheinigung

Die Rede ist von der sogenannten Charterbescheinigung. Diese Regelung erlaubt es Ihnen, auch größere Yachten und Hausboote bis zu einer Länge von 15 Metern ohne den klassischen SBF Binnen zu steuern. Damit das rechtlich Hand und Fuß hat, müssen jedoch klare Bedingungen erfüllt sein. Das Boot darf bauartbedingt nicht schneller als 12 km/h fahren können, und es dürfen sich maximal 12 Personen an Bord befinden. Zudem ist eine ausführliche Einweisung durch den Vermieter obligatorisch, die mindestens drei Stunden dauern muss.

In dieser Zeit lernen Sie nicht nur die Technik des Bootes kennen, sondern werden auch in die Vorfahrtsregeln, das richtige Verhalten in Schleusen und die Orientierung auf dem Wasser eingeführt. Erst nach dieser theoretischen und praktischen Unterweisung wird Ihnen die Charterbescheinigung ausgehändigt, die für die Dauer Ihres Mietzeitraums als amtlicher Ersatz für den Führerschein gilt. Beachten Sie jedoch, dass dieser Schein räumlich begrenzt ist und beispielsweise nicht für die Gewässer in Berlin gilt.

Wichtige Regeln auf der Müritz: Sicherheit und Naturschutz

Wer auf der Müritz unterwegs ist, bewegt sich oft in unmittelbarer Nähe zum Müritz-Nationalpark. Das bringt eine hohe Verantwortung für die Natur mit sich. Die Wasserschutzpolizei achtet streng darauf, dass die Befahrensregeln eingehalten werden. Eine der wichtigsten Regeln betrifft die Uferzonen: Halten Sie unbedingt Abstand zum Schilfgürtel und zu markierten Naturschutzzonen. Diese Bereiche sind die Kinderstube für viele Wasservögel und Fische. Das Ankern ist nur an explizit dafür vorgesehenen Stellen erlaubt, und das Übernachten in der Natur abseits von Marinas oder ausgewiesenen Ankerplätzen ist untersagt.

Ein besonderes Augenmerk müssen Sie auf das Wetter legen. Die Müritz kann bei Windstärken ab 4 Beaufort sehr ungemütlich werden. Da der See relativ flach ist, baut sich bei starkem West- oder Nordwestwind schnell eine kurze, steile Welle auf, die für kleinere Boote oder unerfahrene Hausboot-Skipper gefährlich werden kann. Mit einer Charterbescheinigung gilt bei Windstärken ab 4 Beaufort sogar ein striktes Auslaufverbot. Achten Sie zudem auf die Tonnenwege.

Während man auf vielen kleineren Seen nach Gutdünken kreuzen kann, sollten Sie auf der Müritz innerhalb der markierten Fahrwasser bleiben, da es außerhalb dieser Zonen Untiefen geben kann. Die aktuellen Pegelstände und Sicherheitshinweise können Sie oft direkt bei den Vermietern oder über offizielle Apps der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung abrufen. Ein Muss ist zudem das Tragen von Rettungswesten, besonders für Kinder und bei schwierigen Witterungsbedingungen, auch wenn es auf privaten Booten keine generelle Tragepflicht gibt – der gesunde Menschenverstand sollte hier Ihr Kapitän sein!

Die schönsten Bootstouren: Von Waren nach Röbel und darüber hinaus

Wenn Sie in Waren (Müritz) starten, haben Sie die Qual der Wahl. Eine klassische Einsteigertour führt Sie von der Warener Bucht aus in Richtung Süden nach Röbel. Diese Strecke ist ideal, um ein Gefühl für das Boot zu bekommen. Sie lassen das geschäftige Treiben des Warener Stadthafens hinter sich und gleiten entlang des Westufers. Nach etwa anderthalb bis zwei Stunden erreichen Sie die idyllische Stadt Röbel mit ihren zwei markanten Kirchtürmen. Der Hafen von Röbel ist deutlich ruhiger als der in Waren und bietet sich perfekt für eine Mittagspause an. Die Liegeplätze sind gut ausgebaut, und in unmittelbarer Nähe finden Sie gemütliche Gaststätten mit Blick aufs Wasser.

Für einen längeren Törn empfiehlt sich die Fahrt über den Reeckkanal in den Kölpinsee und weiter über den Fleesensee bis nach Malchow. Diese Route ist landschaftlich extrem reizvoll, da sich die weite Wasserfläche der Müritz hier in ein System aus Kanälen und kleineren Seen verwandelt. In Malchow erwartet Sie ein besonderes technisches Denkmal: die Drehbrücke

 Da die Brücke nur zu jeder vollen Stunde öffnet, sammeln sich davor oft zahlreiche Boote, was eine ganz eigene, gesellige Atmosphäre schafft. Sie sollten sich hier rechtzeitig einreihen und die Wartezeit nutzen, um die vorbeiziehenden Schiffe der Weißen Flotte zu beobachten.

Abenteuer Kleine Seenplatte - inkl. Schleusen und Kanäle

Wer mehr als nur einen Tag auf dem Wasser verbringen möchte, sollte den Weg nach Süden in Richtung Mirow einschlagen. Über die Müritz-Havel-Wasserstraße gelangen Sie in die Welt der "Kleinen Seen". Hier wird das Navigieren etwas anspruchsvoller, da Sie die erste große Hürde nehmen müssen: die Schleuse Mirow. In der Hauptsaison kann es hier zu Wartezeiten von zwei Stunden oder mehr kommen. Das ist jedoch kein Grund zur Hektik. Nutzen Sie die Zeit, um mit anderen Skippern ins Gespräch zu kommen oder bereiten Sie in der Kombüse einen Kaffee vor. Wichtig beim Schleusen: Bleiben Sie ruhig, halten Sie genügend Abstand zu anderen Booten und folgen Sie unbedingt den Anweisungen des Schleusenpersonals. Das Boot wird in der Schleusenkammer nicht festgeknotet, sondern die Leinen werden nur lose um die Polster geführt, damit Sie auf den sinkenden oder steigenden Wasserspiegel reagieren können.

Hinter der Schleuse eröffnet sich ein wahres Paddel- und Bootsparadies. Die Seen sind hier kleiner, die Wälder rücken näher ans Ufer heran, und die Wasserfläche ist oft spiegelglatt. Ein Besuch der Schlossinsel Mirow vom Wasser aus ist ein Highlight. Sie können direkt am Schlosssteg anlegen (sofern Plätze frei sind) und in die Geschichte der Herzogtümer eintauchen. Wer noch weiter möchte, kann bis nach Rheinsberg oder in die Feldberger Seenlandschaft vordringen, wobei hier oft motorlose Zonen beginnen, die nur für Kanuten zugänglich sind. 

 

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