Die Müritzregion gehört zu den geschichtsträchtigsten Landschaften Norddeutschlands. Zwischen weiten Seen, dichten Wäldern und kleinen Städten liegt eine Region, die seit Jahrhunderten geprägt wurde von Adel, bäuerlichem Leben, Handwerk und politischem Wandel. Der Name „Müritz“ stammt aus dem Slawischen und bedeutet „kleines Meer“ – ein Hinweis auf die frühe slawische Besiedlung im 7. Jahrhundert. Später folgten deutsche Siedler im Zuge der Ostexpansion. Städte wie Röbel, Waren und Malchow erhielten im 13. Jahrhundert ihre Stadtrechte und wurden Teil des Herzogtums Mecklenburg.
Besonders deutlich wird die wechselvolle Geschichte der Region in ihren Bauwerken: mittelalterliche Kirchen, barocke Schlösser, neugotische Villen und funktionale DDR-Architektur stehen oft direkt nebeneinander. Die Müritz war über Jahrhunderte hinweg Grenzgebiet, Rückzugsraum und Verkehrsknoten zugleich. Heute lädt sie dazu ein, Geschichte nicht nur zu lesen, sondern zu erleben. In diesem Artikel stellen wir Ihnen Orte vor, an denen die Vergangenheit sichtbar geblieben ist – und die sich ideal in Ihren Urlaub rund um die Müritz integrieren lassen.
Direkt am Müritzufer erhebt sich das Schloss Klink – ein beeindruckender Bau im Stil der französischen Neorenaissance. Es wurde 1898 nach dem Vorbild der Loire-Schlösser errichtet. Bauherr war Arthur von Schnitzler, ein Berliner Bankier, der sich mit dem Schloss einen mondänen Rückzugsort schuf. Die Geschichte des Ortes reicht aber weiter zurück: Bereits 1345 wurde das Gut Klink erstmals erwähnt. Nach 1945 wurde das Schloss von der DDR unter anderem als Schulungsstätte genutzt. Seit den 1990er-Jahren wurde es aufwändig saniert und ist heute ein Hotel mit Gastronomie und direktem Zugang zum See. Besonders sehenswert sind der Spiegelsaal und der Blick vom Park auf das Wasser.
Das Schloss Mirow ist ein architektonisches Juwel des Spätbarocks. Es liegt auf einer Insel im Mirower See und wurde zwischen 1749 und 1752 als Residenz für die Herzöge von Mecklenburg-Strelitz errichtet. Besonders bekannt ist das Schloss durch seine Verbindung zu Sophie Charlotte, der späteren Königin von Großbritannien. Der Rote Salon, das Musikzimmer und die original erhaltenen Stuckdecken zeigen die höfische Wohnkultur des 18. Jahrhunderts. Im Schlosspark können Sie außerdem die Johanniterkirche und das Kavaliershaus besuchen (mv-schloesser.de). Der gesamte Inselbereich ist liebevoll gepflegt und bietet Ihnen einen ruhigen, eindrucksvollen Spaziergang durch mecklenburgische Adelsgeschichte.
Malchow ist einer der reizvollsten Orte der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Altstadt liegt auf einer Insel, die über eine Drehbrücke mit dem Festland verbunden ist. Besonders markant ist die neugotische Klosterkirche, die im 19. Jahrhundert auf den Fundamenten eines früheren Zisterzienserklosters erbaut wurde. Im Innenraum befindet sich heute das Orgelmuseum, das über 900 Exponate zur Orgelbaukunst zeigt – darunter Werke aus der Region, ein Must-Hear für Musikinteressierte. Auch der Blick vom Turm lohnt sich. Die Altstadt selbst wurde nach einem Brand im 18. Jahrhundert vollständig wieder aufgebaut und lädt mit ihren kleinen Gassen und gepflegten Häusern zum Verweilen ein.
Etwa eine Autostunde östlich der Müritz liegt Neubrandenburg – eine der wenigen deutschen Städte mit vollständig erhaltener mittelalterlicher Stadtmauer. Die vier gotischen Stadttore – das Friedländer, Stargarder, Treptower und Prenzlauer Tor – prägen bis heute das Bild der Innenstadt. Die Stadt wurde 1248 gegründet und entwickelte sich rasch zu einem Handels- und Verwaltungsmittelpunkt. Besonders sehenswert ist auch die Konzertkirche St. Marien, ein gotischer Backsteinbau, der nach dem Zweiten Weltkrieg zur modernen Spielstätte mit einzigartiger Akustik umgebaut wurde (neubrandenburg.de). Wenn Sie sich für Stadtentwicklung, Baukunst und Geschichtspolitik interessieren, ist Neubrandenburg ein idealer Ort für einen Tagesausflug.
Waren ist das touristische Zentrum der Müritzregion und blickt auf eine lange Stadtgeschichte zurück. Bereits 1263 erhielt der Ort das Stadtrecht. Heute ist die historische Altstadt geprägt von restaurierten Fachwerkhäusern, engen Gassen und Kirchen aus dem Mittelalter. Besonders die St.-Marienkirche und St.-Georgenkirche sind architektonisch und kulturell bedeutsam. Direkt am Herrensee befindet sich das Müritzeum – ein Naturerlebniszentrum mit Bezug zur regionalen Geschichte. Es zeigt die geologische und kulturelle Entwicklung der Müritzregion, erklärt frühere Siedlungsformen und verknüpft Natur und Historie auf verständliche Weise.
Das Agroneum Alt Schwerin ist ein Freilichtmuseum, das sich auf die Agrar- und Sozialgeschichte der Region spezialisiert hat. Auf einem weitläufigen Gelände finden Sie originale Bauernhäuser, Scheunen, Stallungen und technische Anlagen. Besonders eindrucksvoll sind die Traktoren, die Ausstellung zur DDR-Landwirtschaft und das sogenannte "Museum im Museum", das die Präsentationsweise der späten DDR dokumentiert. Sie erhalten hier einen Einblick in das Leben der Landbevölkerung vom 19. Jahrhundert bis zur Wende. Der Ort ist auch für Kinder gut geeignet – es gibt Aktivstationen und viele Freiflächen zum Entdecken.
Abseits der größeren Orte liegt das Jagdschloss Waldsee, ein historisches Anwesen aus dem Jahr 1900, das von Großherzog Adolf Friedrich V. von Mecklenburg-Strelitz errichtet wurde. Es diente als Jagd- und Sommerresidenz und steht heute unter Denkmalschutz. Die Umgebung gehört zum UNESCO-Biosphärenreservat und bietet Ihnen eine seltene Kombination aus Natur und Geschichte. Von hier aus lassen sich Wanderungen durch den Serrahner Teil des Müritz-Nationalparks unternehmen – ein Gebiet, das von alten Buchenwäldern, Mooren und seltenen Tierarten geprägt ist.
Röbel zählt zu den ältesten Siedlungen der Region. Die Kleinstadt erhielt 1261 ihr Stadtrecht und entwickelte sich früh zum Fischereistandort. Der historische Stadtkern ist geprägt von kleinen Fachwerkhäusern, der Marienkirche mit Aussichtsturm und einem Hafenviertel, das sich ideal zum Spazierengehen eignet. Besonders schön ist der Blick vom Kirchberg auf die Müritz (roebel-mueritz.de). Plau am See, südwestlich der Müritz, blickt auf eine ähnlich lange Geschichte zurück. Die Stadt war im Mittelalter befestigt und entwickelte sich später zum Kurort. Heute sind die mittelalterlichen Grundrisse noch erkennbar, die Hubbrücke und der Burgturm sind gut erhalten, und das technische Museum zur Hebebrücke liefert interessante Details zur Ingenieurskunst im 19. Jahrhundert.